Half Dome

2693m

 

Wanderstrecke: 28,5km (17,8 Meilen)

Wanderzeit: 9:45 Stunden

 

Die Gipfeltour auf den Half Dome ist eine der schönsten Unternehmungen im Yosemite Nationalpark. Aus der Sicht, wie sich dieser Gipfel vom Yosemite Valley aus präsentiert, scheint er für den normalen Bergwanderer unbezwingbar. Ein Klettersteig macht dieses Unternehmen jedoch möglich. 28,5 abwechslungsreiche und spannende Kilometer müssen hierfür unter die Sohlen genommen werden. Während die Entfernung und der Höhenunterschied von mehr als 1400m eine gute Kondition erfordert, benötigt man für den Klettersteig etwas Armkraft und vor allen Dingen Schwindelfreiheit.
Auf Grund des enormen Andrangs an Besuchern ist der Zugang auf den Gipfel des Half Dome auf 300 Personen pro Tag begrenzt (2014). Ab der Basis des Half Dome benötigt man eine Permit, die im Frühjahr in einer Lotterie erstanden werden muss. Für die Teilnahme an der Lotterie und für die Permit muss jeweils eine Gebühr bezahlt werden.
Informationen: www.nps.gov
Lotterieteilnahme: www.recreation.gov
 

Half Dome

Bild 1: Half Dome (2693m)
 

Bild 2: Wanderkarte

Bild 3: topografische Wanderkarte

GPS-Track

Parkplatz / Startpunkt der Wanderung: 37°44'14"N  119°33'55"W
 


Ausgangspunkt für die Wanderung zum Half Dome ist der Upper Pines Campground im östlichen Yosemite Valley. Der Upper Pines Campground ist der naheste Zeltplatz zum so genannten Mist Trail. Der Trailhead zum Mist Trail ist gleichzeitig auch Ausgangspunkt der Tour zum Half Dome. Dieser Weg trägt seinen Namen (mist = Feuchtigkeit) zurecht, denn er leitet nahe an zwei gewaltige Wasserfällen des Merced River vorbei.

Frühmorgens hat selbst der Merced River nahe dem Yosemite Village manchmal eine spiegelglatte Oberfläche. In diesen seltenen Momenten spiegelt sich dann die blank polierte flache Seite des Half Dome im ansonsten unruhigen Fluss.

 

 


 

Bild 4:
Merced River, Half Dome

 

Egal zu welcher Jahreszeit: Der steinige, aber großzügig ausgebaute Weg zu den Wasserfällen Vernal Falls und Nevada Falls ist immer stark frequentiert. Kein Besucher will sich die Chance nehmen lassen, zwei der mächtigsten Wasserfälle im Yosemite Nationalpark hautnah zu besichtigen.

 

 

Bild 5:
blank gescheuerte Klippen

 
Vernal Fall


Der Anstieg zum ersten Wasserfall, dem Vernal Falls, ist in einigen Abschnitten ziemlich steil. Fast die gesamte Distanz ist asphaltiert. Über eine Holzbrücke wird zum ersten mal die Uferseite des Merced River gewechselt.

Der Steig am Vernal Falls befindet sich an dessen Südseite. Dabei wird der Wasserfall derart dicht passiert, dass man besonders im Frühjahr unweigerlich Bekanntschaft mit dem aufspritzenden Wasser macht. Daher kommt auch der Name Mist Trail (mist = Feuchtigkeit). Nach insgesamt einer Wanderstunde sind die Besucher dem Wasserfall am nächsten. Über hohe Steinstufen steigen die Wanderer am Vernal Falls auf. Die letzten Meter zur Kippkante des Wasserfalls erfolgen über einen gesicherten Klettersteig.

 

 

 

Bilder 6:
der Aufstieg zum Vernal Falls

 

Bilder 7 und 8: am Vernal Falls
 

Bild 9: der Blick von der Kippkante des Vernal Falls nach Osten
 

Nach dem Vernal Falls folgt eine relativ ebene Strecke. Hier hat der Merced River einige flache Pools gebildet. Im Sommer kühlen Kinder ihren Hosenboden in den Tümpeln ab.

Über eine zweite Brücke wird auf die Nordseite des Merced River gewechselt. Danach steigt das Terrain wieder sehr steil an. 30 Wanderminuten weiter ist bereits das nächste Highlight der Tour erreicht: Der Nevada Falls. Dieser Wasserfall wird vom Liberty Cap dominiert.

Bild 10: der Merced River
 

 

Der Anstieg zum Nevada Falls erfolgt an dessen Nordseite. Über hohe, aber gut ausgebaute Felsstufen gelangen die Wanderer an die Kippkante vom Nevada Falls. Hier muss eine dritte Brücke überquert werden. Danach ist der luftige Aussichtspunkt unmittelbar am Wasserfall erreicht.
 

Nevada Fall

Bilder 11 und 12: am Nevada Falls

An der Kippkante des Nevada Falls können die Besucher die feucht gewordene Frisur wieder lufttrocknen und den Tiefblick in die Schlucht des Merced River genießen. Von einer Plattform blickt man über die Kippkante des Nevada Falls hinweg und kann die vom Merced River gefräste Schlucht studieren (siehe Bild unten rechts).
 

Bilder 13 und 14: an der Kippkante des Nevada Falls
 

Der weitere Weg zum Half Dome folgt nun ungefähr 3km dem Verlauf des Merced River flussaufwärts. Immer wieder bildet der Fluss kleine Pools die zum Abkühlen der heißgelaufenen Füße einladen. Die teilweise felsigen Passagen hinterlassen keine Trittspuren. Einzige Orientierungshilfen auf dem steinigen Untergrund sind kleine Steinmännchen (engl: cairns). Mit Blick nach Norden sieht man gerade noch die Gipfelkuppe vom Half Dome.

Bild 15: die Gipfelkuppe vom Half Dome
 

Ansonsten müssen nur einige größere Felsbrocken gespaltet und aus dem Weg geräumt werden.
 

Bilder 16 und 17: Man at Work
 

Der Größte der Wasserpools ist nach dem Fluss benannt worden der ihn gebildet hat: Merced Lake. Am Merced Lake biegt der Wanderweg bei Kilometerstand sieben nach Norden ab. Auf Grund der landschaftlichen Gegebenheit kann der Half Dome nicht in direkter Linie erwandert werden. Der Streckenverlauf beschreibt einen großen Bogen.

 

 

Bild 18:
am Ufer des Merced Lake

Es dauert lange, bis das Ziel der Tour wieder groß im Blickwinkel erscheint. Erst als der Pfad nach Norden schwenkt, sieht man die runde Rückseite des Half Dome. Im Osten erlaubt der lichte Baumbestand oft einen freien Blick.


 

 

Bild 19:
der Half Dome (2693m)

 

Bild 20: die Aussicht im Osten
 

Nach 10km macht die Route einen Schwenk nach Südwesten. Nun kommt langsam die abgeschliffene Seite des Zielgipfels zum Vorschein. Dieser Anblick erzeugt nochmals einen Motivationsschub.
 

Bild 21: der Half Dome (2693m)
 

 


Auch der Ausblick rückwärts nach Osten sollte nicht versäumt werden. Überall erheben sich felsige Kuppeln aus den Nadelbäumen. Eine der markantesten Erhebungen ist der 3025m hohe Clouds Rest.

 

 

Bild 22:
Clouds Rest (3025m)


Zwei sehr steile Aufschwünge müssen auf dem Weg in westliche Richtung gemeistert werden. Der erste Aufschwung ist ausgetreten und daher noch eindeutig zu erkennen.

 

 

 

Bild 23:
im ersten Aufschwung

 

Bilder 24 und 25: unterwegs in der ersten sehr steilen Passage
 

Ungefähr 1,5km vor der Basis des Half Dome folgt ab der Koordinate 37°45'07"N und 119°31'20"W ein zweiter sehr steiler Aufschwung. An der Basis dieses Aufstiegs sitzt ein Ranger, der die Wander-Permit der Besucher kontrolliert. Mit Hilfe eines Tablet-PC überprüft der Ranger die Namen der Gipfelaspiranten.

Der zweite sehr steile Aufschwung wird im unteren Bereich durch viele Steinstufen und enge Serpentinen entschärft. Der Besucherverkehr nimmt spürbar zu, da die Frühaufsteher mittlerweile vom Gipfel entgegenkommen.

Bild 26: im zweiten Aufschwung
 

 

Bild 27: Serpentinen im Aufstieg
 

Das Terrain ist im zweiten Aufschwung sehr felsig. Es ist erstaunlich, wie große Juniper-Nadelbäume in diesem unwirtlichen Untergrund wachsen können. Mit ihren Wurzeln dringen sie in jede kleinste Spalte ein.
 

Bilder 28 und 29: unwirtlicher Untergrund für Pflanzen

Während auf Grund der steilen Hanglage der Blick auf den Half Dome nicht möglich ist, kann man in den Verschnaufpausen den freien Blick nach Osten auf die Gipfel von Clouds Rest und Mount Watkins genießen. Die steile Westseite vom Mount Watkins ist ein beliebtes Ziel für Extremkletterer.
 

Bild 30: das Panorama im Osten, 1=Mount Watkins (2590m), 2=Clouds Rest (3025m)

Im oberen Abschnitt des zweiten Aufschwungs ist kein Weg mehr zu erkennen. Über einen steilen, aber griffigen Felsgrund müssen sich die Wanderer den angenehmsten Steig suchen.
 

Bilder 31 und 32: kein erkennbarer Weg auf solidem Fels
 

Nach diesem letzten Hindernis richtet sich der Half Dome in seiner vollen (Seiten-) Schönheit auf. Endlich ist das Ziel aller Mühen erreicht! Während einer Rast kann die Kabelleiter, die auf den Gipfel führt, inspiziert werden.

 

 

 

Bild 33:
an der Basis vom Half Dome

 

Bild 34: die Aufstiegseite

Für die Besucher, die sich nicht die Leiter zum Gipfel vom Half Dome zumuten oder nicht schwindelfrei sind, verbleibt die Aussicht mit einem Panorama von Norden über Osten nach Süden. Aber auch diese Blicke an der Basis des Half Dome sind bereits faszinierend und unterscheiden sich kaum vom Gipfelpanorama.
 

Bild 35: das Panorama im Süden
 

Bild 36: der Blick nach Osten zum Clouds Rest (3025m)
 

Bild 37: die Aussicht im Norden
 

Im Sommer ist an der "flachsten" Seite des Half Dome eine riesige Trittleiter als Steighilfe für die Gipfelstürmer montiert. Ab Oktober hängen an dieser Stelle nur noch die Drahtseile ohne Stufen. Erst wenn man auf der Leiter steht, erkennt man, wie steil die "flache" Aufstiegseite vom Half Dome ist. Vorsichtige Gipfelaspiranten benutzen zur Sicherheit einen Hüftgurt mit Sicherungskarabiner.

Bilder 38 und 39: eine Trittleiter als Aufstiegshilfe
 

Bei Gegenverkehr wird es auf der Leiter teilweise kniffelig. Insbesondere wenn sich korpulente Personen begegnen. Auch Besucher mit Sicherungskarabiner gestalten die Fortbewegung auf der Leiter zeitraubend. Wenn der Zugang auf den Half Dome nicht auf 300 Personen pro Tag begrenzt wäre, müsste man in mehreren Abschnitten der Trittleiter oft viele Minuten auf den Gegenverkehr warten.
Neben Schwindelfreiheit benötigt die Leiter auch Zugkraft in den Armen. Die Tritte der Leiter haben einen Abstand von mehreren Metern. Dementsprechend muss man sich zum Teil ohne Beinkraft hochziehen. Kurze Pausen kann man auf den Tritten einlegen.

Bild 40: unterwegs auf der Steigleiter
 

 

Bilder 41 und 42: Blicke von oben
 

Personen mit normaler sportlicher Konstitution schaffen den Aufstieg auf der Leiter in 20 bis 30 Minuten. Nach insgesamt vier Stunden hatte ich 12km hinterlegt und stand auf dem breiten Gipfelrücken vom Half Dome. Die höchste Erhebung auf dem Gipfelplateau befindet sich mit 2693m nördlich von der Steigleiter auf der Position 37°44'46"N und 119°31'59"W. Felsplatten bieten dort perfekte Sitzmöglichkeiten.

 

Bild 43:
der Gipfelrücken vom Half Dome

 

 

Bild 44: der Kulminationspunkt vom Half Dome
 

Über die phantastische Gipfelaussicht muss natürlich nicht gestritten werden. Sowohl Tief- als auch Weitblick vom Half Dome bleiben bei klarem Wetter unvergesslich. Und anders als in den europäischen Alpen ist das Wetter im zentralen Kalifornien fast immer sonnig.

 


 

Bild 45:
obligatorisches Gipfelportrait


Am Rand der abgeschliffenen Seite des Half Dome zu stehen ist nur etwas für Verwegene oder Schwindelfreie. Aber dort gibt es die beste Sicht in das Yosemite Valley.
 

Bild 46: Gleichgewichtstest am Klippenrand
 

Bild 47: Yosemite Valley, El Capitan
 

Wie aus einem Adlerhorst können die Besucher den Blick über das Yosemite Valley hinüber zur 1100m hohen Steilwand El Capitan oder über den Tenaya Canyon zum North Dome genießen.
 

Bild 48: die Schliffkante am Kulminationspunkt
 

Bild 49: North Dome (2294m)
 

Dem Sonnenstand entsprechend hat am Nachmittag der Blick nach Osten zum 3025m hohen Clouds Rest den besten Kontrast.
 

Bild 50: die Aussicht im Osten, Clouds Rest (3025m)
 

Bild 51:
Squirl in Bettelpose

 

 

Der Rückweg vom Half Dome nutzt den bekannten Hinweg. Lediglich ab der Kippkante vom Nevada Falls könnte man alternativ an der Südseite vom Merced River zum Yosemite Valley absteigen. Jene Route über den Panorama Trail und John Muir Trail ist zwar 1km länger, dafür aber weniger steil. Im Kapitel vom Mist Trail ist diese Alternative beschrieben.


Nach einigen Zwischenstopps an den Wasserfällen Nevada Falls und Vernal Falls, erreichte ich nach insgesamt 9¾ Stunden und 28,5km wieder den Zeltplatz im Upper Pines Campground im Yosemite-Tal.
 

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